Panzer Dragoon Orta - Microsoft Xbox

In alter Zeit wurde ein Wesen geschaffen, das den Himmel beherrschte. Jahrtausende vergingen und die Erinnerung verblasste, vergangene Zeiten wurden von Geschichtsschreibungen zu Legenden. 10.000 Jahre nach dem Fall der Altvorderen kämpfen die letzten Stämme der Menschen um ihr nacktes Überleben in einer verwüsteten, öden Welt voller bio-mechanischer Schrecken, Zeugen des Größenwahns der Vergangenheit. Zwischen den Flammen der Zerstörung lastet die letzte Hoffnung der Menschheit auf den Schwingen einer Legende, und auf seinen Schultern saß ein geheimnisvolles Mädchen namens... Orta.

So beginnt sie, die Fortsetzung der kultigen Panzer Dragoon-Reihe auf Microsofts KonsolenFlaggschiff! Viele alt eingesessene Zocker bekamen vor fast drei Jahren feuchte Augen und rieben sich die Hände als sie zum ersten Mal von einem "Panzer Dragoon"-Nachfolger hörten. Doch woher kommt dieser ganze Hype? Dazu später mehr... Bei PDO handelt es sich (wie bei seinen Vorgängern PD1+PD2) um einen so genannten Rail Shooter ....deswegen „Rail Shooter“, weil sich der Spieler auf einem vorgegebenem Weg durch die Level bewegt. Er kann zwar nach oben, unten, rechts und links ausweichen (bei Orta ist dieser Freiheitsgrad größer als bei den meisten Shootern), wird aber wie von unsichtbaren Wänden auf seinem Weg gehalten.

Bevor der freiheitsliebende Zocker jetzt denkt "Linear ist doof".... Das geschieht aus zwei Gründen: Erstens ist durch diese Kameraführung ein sehr dramatischer Spielablauf möglich. Denn wäre der Spielcharakter mit seinem Drachen frei steuerbar, würden schnell Situationen entstehen, die schlichtweg unspielbar und frustrierend wären. Leider neigt auch "Orta" wie seine beiden ShooterVorgänger manches mal dezent zur Unübersichtlichkeit. Der zweite Grund für die Nutzung der vorgegebenen Flugbahn ist folgender: man steuert in erster Linie nicht den Drachen, sondern die Reiterin, die mit ihrer Laserknarre die Gegner markiert, so dass sie vom Drachen abgeschossen werden können. Das Ganze geschieht in 360° Rundumsicht - wie sollte man seinen Drachen steuern wenn man gerade nach hinten schaut?

Umfang + Gameplay: Panzer Dragoon Orta besteht aus zehn sehr unterschiedlichen Leveln. Es gibt drei Schwierigkeitsgrade (einfach, normal und schwer) und es ist möglich, das Spiel im einfachen Modus in etwa fünf Stunden durchzuspielen, vorausgesetzt man kennt bereits alle Level und Endgegner auswendig und weiß wann welche Attacke einzusetzen ist. Um den Spieler noch mehr taktisches Geschick abzuverlangen haben die Entwickler sich bei Panzer Dragoon Orta einiges an Neuerungen einfallen lassen. Zum Beispiel kann man seinen Drachen in Echtzeit während des Spiels in drei verschiedene Formen verändern („morphen“).

Base Wing, die Standardform des Drachen ist ein gutes Mittelmaß aus Feuerkraft und Wendigkeit. Glide Wing, eine extrem wendige Form mit automatischer Zielanwahl, sehr praktisch um gegnerischen Raketen auszuweichen. Heavy Wing, besitzt extreme Feuerkraft, ist dafür aber viel langsamer und weniger wendig.

Zusätzlich zum Morph Feature gibt es noch das „Speeding Feature“: man kann den Drachen abbremsen, um Gegnern auszuweichen oder Vollgas geben, um Gegner zu rammen. Diese Features geben dem ganzen Spiel eine weitere taktische Note, denn bei den Endgegnerkämpfen kommt es häufig darauf an, seinen Drachen durch Beschleunigen oder Abbremsen in eine günstige Position zu bringen, um die Schwachstellen des Gegners optimal angreifen zu können. Die Möglichkeiten das „Speeding Feature“ zu nutzen, hängen dabei von einer Energieleiste ab, die sich je nach Drachenform unterschiedlich schnell wieder auflädt. Verpulvert man diese Energie sinnlos, kann es passieren, das sich der Gegner um 180° dreht und man einer besonders harten Attacke nicht mehr ausweichen kann. Und dieses kann einem auch schon auf der leichtesten der drei Spielstufen passieren.

Allerdings erwartet einen bei jeder Schwierigkeitsstufe ein leicht unterschiedlicher Abspann und – das macht den hohen Wiederspielwert aus – es dann noch die sogenannte...

Pandora’s Box, die Kennern von Panzer Dragoon Zwei gut bekannt sein wird. Bei dem Namen handelt es sich wiederum um ein Wortspiel: die Abkürzung Pan(zer)Dra(goon) wird im japanischen „Pandora“ ausgesprochen, hat aber nur indirekt mit der griechischen Mythologie zu tun. Die Box enthält nämlich keine Dämonen sondern zahlreiche Goodies wie zum Beispiel mehrere Subquests, in denen man einen Teil der Story aus der Sicht eines jungen imperialen Kadetten spielen kann, zahlreiche Minigames, bei denen es auf Geschicklichkeit mit dem Drachen ankommt, der Klassiker Panzer Dragoon mit stark aufpolierter Grafik, eine Galerie mit bisher unveröffentlichten Bildern und Filmen zu jedem Panzer Dragoon Spiel, eine Bibliothek mit sehr detaillierten Informationen zum Panzer Dragoon Universum eine 3DGalerie aller Gegner die im Spiel auftauchen mit genauer Beschreibung, das Box Game - man kann das Spiel mit verschiedenen Cheat Codes, Drachentypen und Fahrzeugen (z. B. einem imperialen Kampfjäger, sehr cool) durchspielen und einen „Flugschreiber“, der den individuell bevorzugten Kampf- und Flugstil des Spielers analysiert. Alle diese Goodies schalten sich erst mit zunehmender Spielzeit oder Punktezahl frei, was wirklich Anreiz gibt, das Spiel immer wieder durchzuspielen.

Die grafische Präsentation: Wenn ein Shooter satte drei Jahre in der Mache ist und dann auch noch auf der im Moment leistungsfähigen Konsole veröffentlich wird darf man natürlich im Bereich der grafischen Präsentation einiges erwarten.... Und auch hier enttäuscht PDO den Zocker nicht. Was hier an Grafikeffekten (Partikeleffekte, BumpMapping, Wasser-Spiegelungen) und Animationen geboten wird gehört ohne Frage zum besten was man bisher auf dem heimischen Fernseher zaubern konnte. Mit konstanten 60Fps lenkt man Orta und ihren Drachen durch atemberaubend gestaltete Levels und bekämpft unglaublich gut aussehende Feinde und (vor allen Dingen) Endgegner... Kompliment! Leider ging den SmileBits teilweise wohl ein wenig die kreative Luft aus, denn einige Level fallen grafisch doch sehr stark ab....

Der Soundtrack zu Panzer Dragoon Orta stammt von Saori Kobayashi und Yutaka Minobe von SEGAs legendärem Tonstudio SOUNDMASTER und gleicht wie nicht anders zu erwarten einem Filmscore, der optimal die cineastische Erzählweise des Spiels unterstützt. Saori Kobayashi arbeitete bereits am Soundtrack von Panzer Dragoon Saga mit. Während des Spiels kommt die Musik zwar nicht vom Orchester sondern nur vom Synthesizer, dieser an New Age erinnernde Stil unterstreicht aber gerade deswegen die surrealistische Endzeitwelt und die furiosen Kämpfe. Das Abspannstück „Anu Orta Venia“ (übers.: Bei Sonnenaufgang) geht einem mit seinem echten Orchestersound und der wunderschönen Stimme von Eri Itoh, die ebenfalls schon den Abspann von Panzer Dragoon Saga „Sona Mi Areru Ec Sancitu“ (übers.: Seid Ihr der Heilige?) mit ihrem Gesang zierte, einfach unter die Haut. Eine ganz besondere Atmosphäre erlangt PDO durch die verwendeten VoiceSamples die dem Spieler aus den Boxen entgegegentönen... Diese Sprache ist in einer eigens für Panzer Dragoon entwickelten Kunstsprache gehalten, dem sogenannten „Panzerese“ (sprich: „panzeries“), einer Mischung aus Latein und Altgriechisch mit starkem japanischen Akzent.

FAZIT: Panzer Dragoon Orta richtet sich keinesfalls nur an Shooter- und Action- Freunde, sondern an alle Gamer die von einem Spiel nicht nur tolles Gameplay sondern auch ein faszinierendes Spielerlebnis erwarten. ! Smilebit hat aber vor allen Fans der SegaSaturn "PD" eine große Freude gemacht. Eine schönere Wiedergeburt hätte man sich kaum vorstellen können. Da es aber ein perfekten Game nicht geben kann/darf gibt es halt doch noch einen kleinen KritikPunkt: In seltenen Fällen und gerade in den ersten Spielstunden gerät man immer wieder in Situationen die schlichtweg nur als chaotisch zu bezeichnen sind. Ständig wird man von gegnerischen Geschossen getroffen, versucht panisch die tollsten Ausweichmanöver, ballert wie ein Geisteskranker in der Gegend herum nur um kurze Zeit später das Zeitliche zu segnen und in die Tiefe zu stürzen. Mit fortlaufender Spieldauer lernt man aber immer besser den Überblick zu behalten und so die Panikmomente auf ein Minimum zu reduzieren. Das perfekte Gameplay, die gigantische Präsentation und die tollen Zugaben (es ist ein komplettes PanzerDragoon1 frei zu spielen) degradieren diesen kleinen Makel aber schlicht und einfach zur absoluten Belanglosigkeit! Für mich eins der absoluten Videogame-Highlight EVER!