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Tenchu: Wrath of Heaven - Sony Playstation 2

D "Dies ist die Fortsetzung der Geschichte zweier Schatten, die in der Dunkelheit geboren wurden, und deren Schicksal es ist, in der Dunkelheit zu sterben." …Außerdem ist es die Geschichte eines Spiels, dass mich wie kaum ein anderes in den letzten Monaten positiv überrascht hat (wobei ich zugegebenermaßen auch nicht allzu viel davon erwartet hatte…) Zu Beginn stellt euch ein verdammt schnittiges Rendervideo die beiden Hauptcharaktere vor. Rikimaru und Ayame- beide eiskalte Ninja im Auftrag des Fürsten Gohda- warten darauf, mit eurer Hilfe eine Verschwörung niederzukämpfen, und den niederträchtigen Tenrai mitsamt seiner Dämonenbrut vor die Klinge zu bekommen. Besagtes Intro beeindruckt übrigens neben der Ästhetik der Bilder vor allem durch bombastische BGM. "Sadame" von "addu'a/Yui Murase" ist dermaßen mitreißend, dass man auch beim zehnten Spielstart geneigt ist, das Video durchlaufen zu lassen.

Im Spiel selbst geht es dann vorerst etwas weniger spektakulär zu. Nachdem ihr euch für einen der beiden Hauptcharaktere entschieden habt (später kommt übrigens noch ein spielbarer Nebencharakter hinzu), werdet ihr von einer Stimme aus dem Off, bzw. Echtzeit-Cutscenes über die Umstände eures Auftrags instruiert. Daraufhin stopft ihr eure Taschen mit mehr oder weniger tödlichen Ninja Goodies aus eurem wachsenden Inventar voll, und macht euch auf ein paar Kehlen aufzuschlitzen.

Schon nach den ersten paar Spielminuten, fällt der (abgesehen vom Szenario) entscheidendste Unterschied zu der Stealth-Konkurrenz auf: Rikimaru und Ayame sind um ein vielfaches agiler als die Schleich-Opas Sam und Solid. Mühelos erklettern sie Hausdächer und schwingen sich mit dem genialen Fanghaken über gähnende Abgründe. Das schafft ein unvergleichliches Gefühl der Überlegenheit gegenüber euren Gegnern, und verführt zu akrobatischen Klettereinlagen hoch über den Dächern Japans. So spioniert ihr also aus sicherer Entfernung die Laufwege der Patroullien, um ihnen im geeigneten Moment in den Rücken zu fallen. Gelingt euch dies, genügt ein simpler Knopfdruck, und ihr vollführt einen hinterhältigen, perfekt choreographierten Stealth- kill, der euren Score sowie den Gore Faktor gleichermaßen in die Höhe treibt. Der Score hängt außerdem noch davon ab, wie oft ihr in einer Stage entdeckt werdet, und beeinflusst euer Ninja-Ranking sowie die Anzahl der Bonus Items. Vollführt ihr Neun solcher Kills in einem Level, wird eure Effizienz übrigens mit einem meistens nutzlosen Specialmove belohnt. Das Spiel kennt keinen Radar; ihr erkennt lediglich die absolute Entfernung zum nächsten Gegner anhand eines Zahlenwertes, und eine der drei Alarmstufen an einer ?/! Symbolik.

Tenchu III beeindruckt durch eine äußerst durchdachte Steuerung, die mit den üblichen Stealth Grundmanövern wie um die Ecke schielen, dem schnellen gezielten Ausschalten von Gegnern sowie der fast tadellosen Kamera spielend fertig wird. Zusammen mit der wie erwähnt unerreichten Agilität eurer Recken ergibt sich ein beeindruckend smoothes Gameplay, das weniger überladen als das von Splinter Cell, und Lichtjahre entfernt von der beinahe-Katastrophe MGS2 ist.




So schnetzelt ihr euch also durch jeweils zehn Szenarien Marke Ronin Dorf, Bergfestung, Buddha Tempel (brillantes Design!), wobei sich die Wege von Gohdas Recken immer mal wieder kreuzen, verbratet unzählige Medikits, Giftpfeile, Handgranaten, Rauchbomben und anderen Schnickschnack, und haut schließlich die Ratte Tenrai in Stücke. Bedenkt man nun noch, dass es für jedes Level drei Gegnerverteilungen gibt, und am Schluss noch Tesshu mit fünf Bonusmissionen auf euch wartet, wird schnell eines klar:  Es gibt viel zu tun. Auch wenn sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält, ist man im alten Japan weit länger unterwegs als in Georgien oder auf irgendeiner Ölplattform.




STYLE MATTERS

Grafisch beeindruckt das Spiel weniger durch spektakuläre Technik ("zweckmäßig" trifft es wohl am besten) als durch einen atmosphärischen visuellen Stil. Angefangen beim stimmigen Drumherum, über ein äußerst intelligentes, düsteres Leveldesign, bis hin zum absolut, absolut brillanten Charakterdesign. Ein weißhaariger, einäugiger, selbstloser, eiskalter Ninja- das rockt einfach!

Die SFX sind professionell aber unspektakulär, dasselbe gilt für die englische Synchro: die Wachposten kommentieren ihre unorthodoxen Arbeitszeiten schon mal mit einem "what a night!" oder hauchen ihr Leben auf dramatische Art und Weise aus. "My life- I see it passing by…"
Umso beeindruckender ist die Auswahl an erstklassigen BGMs. Sehr japanisch- sehr traditionell und Hundertprozent Handgemacht.

Vom Cover bis zum Gameover Screen: Tatsächlich gelingt es den Entwicklern auf eine fast einzigartige Art und Weise, dem Spieler das Flair des feudalen Japan nahe zu bringen, und damit hatte das Spiel bei mir sowieso schon von Anfang an einen Stein im Brett.



ROLLENDE KÖPFE

Die Arbeit eines Ninja ist kein Zuckerschlecken. Der Hinweis auf die "Uncut Version" (übrigens die einzige in Deutschland- es gibt keine andere) prangt nicht zu Unrecht auf dem Cover des Spiels. So brilliant inszeniert, und atmosphärisch die Stealth kills auch sein mögen, herumfliegende abgetrennte Köpfe und meterhohe Blutfontänen sind so ganz sicher nicht nötig tragen wohl kaum zum guten Ruf von Videospielen in der Öffentlichkeit bei. Zwar kann man Ayames und Rikimarus akrobatische Morde zur Not noch mit dem erwähnten Atmosphärebonus rechtfertigen, mit Tesshu hat K2 ganz eindeutig die Grenze des guten Geschmacks überschritten. So kann man also in Röntgenoptik mit ansehen wie der gute Mann- seines Zeichens Arzt- seinen Opfern bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißt und das Stück danach zuckend in seiner Hand hält. Wie zum Hohn empfielt die USK das Spiel ab 16 Jahren und leistet sich damit so ziemlich die krasseste Fehleinschätzung die ich kenne. Dieses Game ist harter Tobak und definitiv nichts für Minderjährige!



LEBE IN EHRE.  KÄMPFE MIT LIST.

Tenchu: Wrath of Heaven ist wie schon zu Beginn erwähnt eine durchweg positive Überraschung, und einer der wenigen Beweise dafür, dass bei Activision zumindest ein paar Leute mit Geschmack arbeiten. Angefangen bei dem für ein Stealth Game äußerst flüssigen und eigängigen Gameplay (praktisch kein try-and-error ), bis hin zur kompetenten akustischen wie visuellen Präsentation zeigen die Jungs von K2, dass es auch ohne prominenten Mastermind und jahrelangen Hype geht. Ein weiteres dickes Plus gibt's für das tolle Szenario und die wirklich verdammt atmosphärische Umsetzung. Allerdings ist das Spiel nichts für zarte Gemüter und hätte keine Jugendfreigabe verdient.


Rating: 9/10

 

 


 

2004 kim jae hoon
für www.Multikonsolero.de