Devil
May Cry - Sony Playstation 2
Branchen-Oldie
Capcom wird nicht müde, neue Genre-Begriffe zu erfinden:
Das aktuelle PS2-Projekt von "Mr. Resident Evil"
Shinji Mikami läuft unter dem klangvollen Namen "Gothic
Action". Diese
Bezeichnung hat "Devil May Cry" zurecht verdient,
denn schon im rasanten Echtzeit-Intro kracht und scheppert
es an allen Ecken und Enden: In einer Vollmondnacht fällt
plötzlich eine in schwarzes Leder gekleidete Frau vom
Himmel und landet nach einem Kameraschwenk sanft auf der
Straße. Szenenwechsel: Der weißhaarige Dante
will soeben seine Detektei "Devil May Cry" verlassen,
als ein Motorrad ohne Vorwarnung mit brüllendem Motor
durch den Haupteingang donnert. Von dem Zweirad steigt die
bereits bekannte Lady und erzählt dem verdutzten Privatschnüffler
pikante Details aus seiner Vergangenheit.
Nach
einem kurzen Geplänkel schleudert die Blondine Dante
mit gekonnten Drehkicks zu Boden und rammt mit den Worten
"Du bist also der legendäre Sohn des dunklen Ritters
Sparda" ein Schwert mitten durch seine Brust. Für´s
krönende Finale packt sie das zentnerschwere Motorrad
und wirft es mit voller Wucht auf den am Boden liegenden
Schönling. Doch kurz vor dem Aufprall schlägt
Dante die Augen auf, zieht seine beiden Pistolen und ballert
die Maschine in Fetzen. Langsam steht der weißhaarige
Detektiv auf und zieht mit dem Kommentar, "Ich habe
bereits als Kind entdeckt, dass in meinen Adern dämonisches
Blut fließt", genüsslich das Schwert aus
seinem Brustkorb. "Mein Name ist Trish", stottert
die Blondine, "und ich bin nicht dein Feind. Vor 20
Jahren als deine Mutter und dein Bruder starben, erwachte
der Höllenfürst Mundus und bereitet seitdem auf
Mallet Island seine Rückkehr in die Welt der Lebenden
vor.".
Fortan
weilt Ihr als unerschrockener Dämonenjäger Dante
auf dem Polygon-Eiland die undurchsichtige Trish macht sich
nämlich gleich zu Beginn des Abenteuers mit den Worten,
"Wir treffen uns im Schloss", aus dem Staub. Die
ersten Meter hinauf zu dem imposanten Gemäuer dienen
Euch zur Eingewöhnung, denn anders als im typischen
Capcom-Render-Horror ist die Umgebung komplett in Echtzeit
berechnet. Ähnlich wie in "Resident Evil Code:
Veronica" wird Euer Held aus wechselnden Perspektiven
eingefangen - für Dynamik sorgen aufwändig inszenierte
Kamerafahrten. Damit die Steuerung bei den sich ständig
verändernden Ansichten nicht im Chaos endet, hat sich
Capcom einen Kniff einfallen lassen: Zum einen bewegt sich
der Held im Gegensatz zu den "Resident Evil"-Kollegen
relativ zu seiner aktuellen Position, zum anderen behält
der Dämonenjäger nach einem Perspektivenwechsel
seine Laufrichtung kurzfristig bei - so habt Ihr genügend
Zeit, Euch neu zu orientieren und auszurichten.
Habt
Ihr den gewundenen Pfad zum Schloss erklommen, erwartet
Euch im Inneren eine prachtvolle Eingangshalle und das Staunen
über die geniale 3D-Optik beginnt. Was Euch in "Devil
May Cry" an grafischen Details und verschwenderischem
Polygon-Einsatz geboten wird, sucht momentan seinesgleichen.
Zu den glänzend gezeichneten Texturen gesellen sich
aufwändige Echtzeit-Schatten, brillante Lichteffekte
und nahezu perfekte Animationen. So ergötzt Ihr Euch
im Laufe der 23 Missionen beispielsweise an einem verfallenen
Schlossgarten, der von dornigem Gebüsch überwuchert
ist, reibt Euch angesichts eines akkurat nachgebildeten
Segelschiffs verwundert die Augen und staunt über eine
mächtige, gotische Kathedrale, durch deren Fenster
romantisch die Sonne blinzelt.
Ein
perfekter Ort also für Tagträumer und Künstler,
wären da nicht Mundus grausame Schergen: Marionetten
mit messerscharfen Klingen an den Händen, geisterhafte
Schattenwesen mit überdimensionalen Sensen oder Scheren,
reptilienhafte Wesen mit spitzen Klauen sowie glühende
Totenschädel tauchen aus dem Nichts auf und wollen
Euch ans rote Leder.
Zum Glück ist Held Dante von Beginn an mit Pistolenpaar
und Schwert ausgestattet. Auf Tastendruck ballert und schlitzt
Ihr Euch durch das Dämonenpack, dass nur so die Fetzen
fliegen. Je effektvoller Ihr die Bösewichte zurück
in die Hölle schickt, umso besser fällt die Bewertung
am Ende eines Abschnitts aus. Dabei dürft Ihr zudem
Gebrauch von Dantes Dämonenabstammung machen und via
L1-Taste kurzzeitig in den "Devil"-Modus wechseln.
In diesem Zustand stehen dem Helden besondere Kräfte
zur Verfügung, die ihm z.B. zu schnelleren Bewegungen
und durchschlagenderen Attacken verhelfen.
Erledigte Feinde hinterlassen rote Orbs, die Ihr nach erfolgreichem
Abschluss einer Mission gegen hilfreiche Items oder Power-Ups
für Eure Waffen eintauschen dürft. So legt Ihr
die Zähler u.a. in kurzzeitiges Schweben, stärkere
Klingen, einen explosiven Faustschlag oder einen wuchtigen
Feuerkick an. Extras wie Energiesterne, befristete Unverwundbarkeit
und eine Weihwasserbombe komplettieren das Angebot. Ist
Euch Fortuna hold, dann findet Ihr nach dem Ableben eines
Gegners einen grünen Orb, der Eure Lebensleiste wieder
auffrischt. Darüber hinaus stoßt Ihr in den weitläufigen
Arealen ab und an auf bessere Wummen: Angefangen von einer
Shotgun über eine Eisenbolzen verschießende Kanone
für Unterwasser-Ausflüge bis hin zu einem brachialen
Granatwerfer reicht Dantes Waffenarsenal. Die Vielfalt an
Kombo-Moves und Kriegsgerät könnt Ihr bei den
dicken Zwischengegnern gut gebrauchen: So wollen u.a. eine
fette Vogelspinne, ein gigantischer Rabe sowie ein fliegender
Teufel erledigt sein, bevor Ihr Mundus höchstpersönlich
gegenüber steht.
Im
Gegensatz zu "Resident Evil verzichtet "Devil
May Cry" auf eine ausladende Hintergrundgeschichte,
die dünne Story um Rache und Familienbande entfaltet
sich in wenigen Echtzeit-Zwischensequenzen.
Der
Drang, die lose aneinander gereihten Level durchzuzocken,
kommt vielmehr von der unglaublich packenden Atmosphäre,
die Euch mit brillanter 3D-Optik und hervorragendem Surround-Sound
sofort in den Bann schlägt. Das Kampfsystem offeriert
viele taktische Möglichkeiten und reizt auch nach längerem
Spielen noch zu Metzeleien. Darüber hinaus sorgen
ein Dutzend Geheimmissionen und einige freispielbare Charaktere
für längerfristige Motivation, denn das stylische
Dämonenschlachten ist im ersten Durchgang bei normaler
Schwierigkeit nach etwa sieben kurzweiligen Stunden vorbei.
Über die teils verwirrenden Kameraperspektiven sollten
Action- und Horror-Fans zudem gnädig hinwegsehen.
Vorteile:
Super 3D-Optik
Nachteile: Leider noch mit Pal-Balken behaftet
©
2001 + 2002 Trimmi21.
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