18
Wheeler - Sega Dreamcast
Noch
immer lassen eingefleischte Crazy Taxi Freaks täglich
die Reifen quietschen und wagen sich in die beiden bombastisch
großen Städte. Vor einigen Tagen erschien in
Japan nun der inoffizielle Nachfolger "18 Wheeler",
bei dem ihr einen typisch amerikanischen Truck über
Highways und durch Städte heizt und eure kostbare Fracht
quer durch die Staaten liefert. Ob SEGAs neuestes Baby zum
famosen Prequel aufschließen oder es gar toppen kann,
erfahrt ihr in unserem gnadenlosen Review - ohne Rücksicht
auf Verluste!
Auf
dem Highway ist die Hölle los Wie gesagt, ist es in
18 Wheeler eure Hauptaufgabe ("Arcade-Mode"),
Anhänger mit allerlei Fracht von Punkt A nach Punkt
B zu transportieren. Dazu sucht ihr euch zu Beginn einen
der anfangs vier Trucks aus, die sich sowohl vom Optischen
als auch dem Fahrer und dem Handling (Geschwindigkeit, Wendigkeit,
Stärke beim Rammen) unterscheiden. Euren Traumbrummer
ausgesucht, wählt ihr euch einen Anhänger mit
Fracht aus - je schwerer, desto mehr Geld hagelt's am Ende.
Zu Beginn sollt ihr euer Anhängsel von New York nach
Key West (südlichster Punkt Nordamerikas) bringen.
Und das in einem bestimmten Zeitraum. Kommt ihr auch nur
eine Sekunde zu spät, schaut ihr in die Röhre
und euer Auftraggeber verzichtet dankend auf seine Ware.
Erledigt ihr jedoch alles nach seinen Wünschen, steht
der Erhöhung eures Bankkontos nichts mehr im Wege.
Umso saftiger wird der Lohn, wenn ihr noch vor eurem direkten
Konkurrenten im Ziel ankommt. Dieser geht jedoch nicht gerade
zimperlich mit euch und der Streckenumgebung um und zerlegt
sogar kleine Holzhütten zu Schutthaufen. Das einzige
was zählt ist der tickende Timer - mehr interessiert
nicht. Als weiteren kleinen Bonus dürft ihr, vorrausgesetzt
ihr ward Erster, nach der wilden Highway-Jagd noch euren
Truck in eine simple Parklücke manövrieren und
erhaltet dafür erneut Knaster.
Auf
den Straßen herrscht reger Verkehr und wir alle kennen
die geliebten BMW-Fahrer, die einem tagtäglich 1 Meter
hinter der Stoßstange kleben. Tja, hier scheinen die
meisten aus diesem Holz geschnitzt zu sein. Zwar ignorieren
sie euch nicht völlig, aber der Otto-Normal-Fahrer
vertraut voll und ganz auf eure Vernünftigkeit und
Rücksicht... ein Fehler! Kleine Autos können problemlos
weggerammt werden - mehr als ein kleines Ruckeln und einen
geringen Geschwindigkeitsverlust bekommt ihr nicht zu spüren.
Anders sieht es da schon bei den Kleinbussen und Lastwagen
aus. Dafür lassen sich letzte prima dafür benutzen,
in deren Windschatten zu fahren und so zusätzliche
Geschwindigkeit zu bekommen. Lebenswichtig sind für
euch kleine Autos über denen mit grüner Schrift
"BONUS" steht. Diese SOLLEN ausdrücklich
gerammt werden. Als Belohnung für eure teuflische Tat
bekommt ihr dafür weitere 3 Sekunden gut geschrieben.
Die Zeit ist ohne hin nicht sehr üppig und da hilft
jede einzelne Sekunde. Wirklich schwer ist 18 Wheeler nicht:
bei 5 Schwierigkeitsgraden ist auch sicher der Passende
für euch dabei.Der zweite Spielmodus nennt sich "Parking"
und erklärt sich dadurch schon fast selbst. Hier müsst
ihr euren Truck in mehrere teils sehr enge Lücken einparken.
Als besonders happig stellt sich hierbei das rückwärts
Einparken heraus. Um ehrlich zu sein, bin ich froh (für
mich UND meine Mitmenschen), dass ich kein Trucker geworden
bin... Auf der Strecke könnt ihr grüne Bälle
aufsammeln, die euch zusätzliche Zeit einbringen, wobei
euch hingegen Kollisionen mit der Umgebung Zeit kostet.
Obwohl dieser Modus wie damals der Crazy Box Mode bei Crazy
Taxi mehr eine kleine Dreingabe für die Dreamcast-Version
ist, hat er mir doch irgendwie mehr Spaß gemacht als
der Arcade-Mode.Die letzte Spielvariante ist die "Score
Attack", bei welcher ihr so viele Punkte wie möglich
sammeln müsst, die ihr durch Rammen von etlichen Bonus-Autos
erhaltet. Erwischt ihr einmal einen normalen Wagen, bekommt
ihr hingegen Punktabzug - fünf mal soviel wie ihr für
einen Bonus-Boliden erhaltet. Zu guter Letzt solltet ihr
auch noch vor Ablauf der Zeit über die Ziellinie brettern.
Klingt
alles klasse, aber......leider, leider ist der Umfang so
unverschämt gering, dass ihr sämtliche Modi an
ein bis zwei Nachmittagen durchgespielt habt. Pro Modus
gibt es vier Strecken, wobei selbst die im Arcade-Mode in
2-4 Minuten durchfahren sind. Sagt mal, wie groß sind
eigentlich die USA? Das grenzt schon fast an einen Aprilscherz
von Seiten SEGAs. Nein, das ist keineswegs akzeptabel! Für
die Spielhalle ja, aber dann hätte man dem Dreamcast
zumindest einen Original Mode mit viel (!!!) mehr und längeren
Strecken spendieren müssen. Crazy Taxi bot damals immerhin
zwei riesige Städte, die Strecken in 18 Wheeler sind
euch hingegen vorgegeben und bis auf kleine Abkürzungen
könnt ihr nicht jedes Mal wieder andere Stellen befahren
oder um die Blöcke rasen. Oft werdet ihr das Spiel
also bestimmt nicht mehr herauskramen. Zugegeben, anfangs
macht es ziemlichen Spaß, aber spätestens nach
zweimaligem Durchspielen, ist der Saft endgültig raus.
Das zerrt natürlich kräftig an unserer Wertung.
Isch fahr en Truck! Wahnsinn! Die Spielidee von 18 Wheeler
ist meiner Meinung jedoch einzigartig und es kommt auf den
Strecken auch tatsächlich das raue Truckerfeeling auf.
Das sind wahre Männer - spätestens jetzt weiß
ich das. Während eure riesigen Auspuffe laut brummen
und euer Motor Liter um Liter frisst, spürt ihr richtig,
was da unter der Haube steckt.
Die
Programmierer haben bei der Grafik auf die Crazy Taxi Engine
zurückgegriffen, diese aber teilweise kräftig
aufgebohrt. Noch schönere Texturen, perfekt gestaltete
Trucks, tolle Lensflare-Effekte!
Auch die lästigen Slowdowns sind verschwunden.
Das alles hat jedoch seinen Preis und so laufen jetzt nicht
mehr Hunderte von Fußgängern umher, auch nicht
in der Innenstadt. Darüber hinaus wurde die Framerate
halbiert. Weil Trucks aber ohnehin nicht gerade die Rennpferde
unter den Fahrzeugen sind, wirkt sich dies nicht weiter
auf das Spiel aus. Die Entfernung popt jetzt auch nicht
mehr wie in Crazy Taxi einfach am Horizont auf, sondern
erscheint aus dem magischen Nebel, für den das N64
tagtäglich verspottet wird. Wirklich extrem ist dieser
zwar nicht, aber man bemerkt ihn doch sehr schnell. Die
Steuerung ist sehr gut gelungen. Am besten solltet ihr 18
Wheeler mit einem Lenkrad spielen. Recht praktisch wäre
es zusätzlich noch, wenn das Lenkrad einen Durchmesser
von einem Meter hätte, wie in der Spielhalle! Habt
ihr nicht? Nun ja, auch die Steuerung mit Pad klappt wunderbar.
Neben Gas und Bremsen habt ihr noch einen Knopf zum Hoch-
und Runterschalten, einen für den Rückwärtsgang
und einen zum Hupen. Je nach Truck lässt sich euer
Gefährt mehr oder weniger leicht um die Kurven manövrieren.
Zumindest ein Ablassen vom Gaspedal ist jedoch bei einer
90° Kurve Pflicht. Spielen könnt ihr entweder mit
der schönen Außenansicht, die den Vorteil hat,
dass ihr euren ganzen Truck im Blickfeld habt, was bei der
Länge nur von Vorteil sein kann. Oder aber ihr bevorzugt
die Cockpit-Ansicht. Wackelanfall garantiert, weil es euch
ganz schön hinterm Steuer durchrüttelt - Spaß
macht diese trotzdem (oder auch gerade deshalb?), v.a. wegen
der grafischen Höchstleistung, die SEGA bei dem Modellieren
der Kanzel bewiesen hat. Sogar an liebevolle Details wie
pendelnde Ketten oder eine auf der Ablagebank umherrutschende
Sonnenbrille wurde gedacht: Note 1 A!
Froh
bin ich auch, dass es keine Spielereien wie den Crazy Dash
von Crazy Taxi gibt. Es war seiner Zeit schon etwas nervig,
praktisch permanent den Dash durchführen zu müssen,
um an eine entsprechende Höchstpunktzahl zu gelangen.
Untermalt wird das tolle Flair von mittelmäßiger
Country-Musik. Nicht wirklich erwähnenswert, aber auch
nicht schlecht. Durch Funk werdet ihr oft von eurem Kontrahenten
beleidigt und beschimpft: "You don't have what it takes
to be a trucker!". Wieder ein Aspekt, der wirklich
einmalig an 18 Wheeler ist. Dennoch wollte ich an dieser
Stelle eigentlich noch sagen, dass sich die Sprüche
oft wiederholen, aber wenn man in Betracht zieht, dass das
Spiel ohnehin nicht mehr als bestenfalls ein paar Tage im
GD-Fach rotieren wird...
Immerhin versüßen euch einige freispielbare Extras
das harte Truckerleben und auch der spaßige Zweispieler-Modus
weiß zu gefallen, welcher ganz ähnlich wie "Score
Attack" funktioniert. Gerade zu zweit ergeben sich
hier packende Duelle um die BONUS-Autos.
Fazit
Was
hätte aus 18 Wheeler alles werden können, hätte
sich SEGA nur dazu hingerafft, einen einigermaßen
akzeptablen Umfang um das geniale Spielprinzip herum zu
schaffen! So kann man das Spiel eigentlich nur Hardcore-Zockern
empfehlen, die jedes spaßige Spiel in ihrem Schrank
brauchen. Aber ob das 150 Mark wert ist? Soviel müsst
ihr nämlich für den Japan-Export auf den Tisch
blättern, um selbst Hand an die Trucks legen zu dürfen.Alle
anderen sollten besser auf die PAL-Version warten, die zum
einen durch weitere Elemente und zum anderen durch Online-Gaming
aufgewertet werden soll.
Wertung
Grafik: 9/10
Sound: 8/10
Gameplay: 8,5/10
Motivation: 6,5/10Gesamtwertung: 7,5/10+ American Highway
Feeling
+ Parking-Mode macht Laune
+ superbe Grafik
- ...aber leider keine uneingeschränkte Weitsicht
- viel zu schnell durchgespielt
- zu kurze Strecken
©
1999/2000/2001/2002 Markus
Girg
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